©Katsuhiro Ichikawa

Tamás Varga

Violoncello

Tamás Varga wurde 1969 in Budapest geboren, wo er im Alter von sieben Jahren seine Ausbildung begann, die er 1992 an der Franz Liszt Akademie mit Auszeichnung abschloss. Seine Lehrer waren László Mező, Ferenc Rados und György Kurtág. Künstlerische Impulse erhielt er in Meisterkursen bei Miklós Perényi, Menahem Pressler und Uzi Wiesel. Letztgenannter, bei dem Varga auch als Stipendiat an der Rubin Academy of Music in Tel-Aviv studierte, nahm bis zu seinem Tod eine Sonderstellung als eine Art Mentor ein und prägte Vargas Cellospiel nachhaltig.

Indem Varga 1987 zum zweiten Mal den ungarischen Landeswettbewerb gewann, ebnete er sich seinen Weg zu den Solocellostellen bei der Ungarischen Staatsoper und des Ungarischen Rundfunkorchesters. In wenigen Jahren avancierte er zu einem der gefragtesten Solisten in Ungarn.

Varga kann inzwischen auf 22 Jahre als Solocellist der Wiener Philharmoniker zurückblicken. Die solistischen Auftritte mit diesem Orchester gehören zweifellos zu den Sternstunden seiner Karriere. Die eindrucksvolle Reihe dieser Konzerte begann bereits in seiner Probezeit mit Beethovens Tripelkonzert unter Giuseppe Sinopoli im Jahr 2000. Es folgten das Schumann Konzert unter Christoph Eschenbach in der Saison 2005/2006, Richard Strauss‘ „Don Quixote“ unter Zubin Mehta 2009, 2017 das Dvorak-Konzert und 2019 ein weiteres Mal das Tripelkonzert, beides unter Andrís Nelsons. Als besonders vergnügliches „Event“ sind Varga die Vivaldi Doppelkonzerte mit Bobby McFerrin in Erinnerung, bei deren Aufführung 2001 im Wiener Konzerthaus und 2003 in der Royal Albert Hall London McFerrin den Part des 2. Cello sang.

Als Solist bereiste er alle Kontinente und arbeitete mit vielen namenhaften Dirigenten zusammen, wie zum Beispiel Ádám Fischer, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Giuseppe Sinopoli, Pinchas Steinberg und Michael Tilson Thomas. Unter der Stabführung Frédéric Chaslins musizierte er 2018 in Jerusalem das Cellokonzert von Elgar, ein Werk, das Varga besonders liebt.

Mit MTT verbindet ihn die tiefe Überzeugung, dass die Weitergabe von Erfahrungen und Wissen an junge Musiker eine wichtige Aufgabe darstellt. Seit 2008 existiert eine rege Zusammenarbeit der beiden bei der New World Symphony, Miami Beach, USA.

Varga gibt Meisterkurse in der ganzen Welt, zuletzt in Australien, China, Vietnam, Japan und den USA (New York, Berkeley, Miami, Chicago). Alle zwei Jahre seit 2005 wird er von der Internationalen Summer Acadamy & Festival, Kusatsu, Japan eingeladen.

Ein einmaliges Erlebnis allerdings wird die Mitwirkung bei den Bayreuther Festspielen als Solocellist des Festspielorchesters bleiben, die sich 2012 ermöglichen ließ.

Inzwischen bedient sich Varga bewusst neuer Technologien und unterrichtet beispielsweise via Internet. In diesem Zusammenhang hat das Coachen der Cellogruppe des YouTube Symphony Orchestras in Sydney für ihn neue Impulse gebracht. Projekte wie die Mitwirkung 2018 beim Gedenkkonzert des nationalen Jugendorchesters Chile und Venezuela auf Einladung von Gustavo Dudamel bestärken Varga darin, gemeinsam mit Jugendlichen zu musizieren, um mit ihnen die verbindende, stärkende und versöhnende Kraft der Musik zu entdecken.

Als begeisterter Kammermusiker tritt Tamás Varga regelmäßig bei bedeutenden Festivals in Europa in Erscheinung wie zum Beispiel bei den Wiener Festwochen, dem Budapester Frühling oder dem Rheingau Musikfestival. Im Sommer 2018 gab er im Rahmen der Salzburger Festspiele mit philharmonischen Partnern ein viel beachtetes Kammermusikkonzert im Mozarteum. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen u.a. Ferenc Bognár, Rudolf Buchbinder, Frédéric Chaslin, Christopher Hinterhuber, Karl Leister, Bobby McFerrin, Daniel Ottensamer, Karl Heinz Schütz und Tamás Vásáry, sowie das Bartók Quartett und das Franz Liszt Kammerorchester. 

In den letzten Jahren hat Tamás Varga mehr als 25 CDs für die Plattenfirmen Camerata Tokyo, Naxos, Hungaroton, King Records und Cavalli Records aufgenommen. Im Oktober 2018 spielte er sämtliche Bachsuiten für Violoncello Solo ein zweites Mal ein und ließ sich auf den spannenden Vergleich zwischen der Interpretation bzw. des Klanges auf einem Barockinstrument (2018) und einem modernen Cello (2004) ein. Besonders am Herzen lag ihm ein zeitgenössisches Programm, das im Oktober 2018 zum ersten Mal aufgeführt wurde. Fünf Komponisten haben auf Wunsch von Tamás Varga Werke für Violoncello Solo geschrieben, deren verbindendes Element Zoltán Kodálys berühmte Sonate für Violoncello Solo (Op.8) darstellt. Es handelt sich um Kompositionen von A. J. Kernis, A. Nishimura, G. Vajda, L. Vidovszky und Z. Wysocki (der Tamás Varga bereits sein Cellokonzert gewidmet hat). Die Uraufführungen fanden im Rahmen zweier Festivals für zeitgenössische Kunst in Budapest (Café Budapest) und Wien (Wien modern) statt.